II. Privat-Post für Stadtbriefe “Hansa”
In Heidelberga ‘91, der Festschrift zur Hundertjahrfeier des Briefmarkensammlervereins Heidelberg, findet man aus der
Feder von Erich Ueltzhöffer aus S. 85 folgendes Zitat aus dem “Heidelberger Tageblatt vom 20. November 1886: “Es ist eine bekannte Thatsache, daß Heidelberg neben der Reichshauptstadt
die erste Privatbeförderungsanstalt besaß. Ihr folgte die durch den Sohn des hiesigen Begründers Herrn Arnold in Mannheim in’s Leben gerufene. Eine weitere Anstalt verdankt Herrn Kirchhofer von
hier ihr Erstehen in Frankfurt und ferner errichtet Herr E. Reinhard, Bruder des Kohlehändlers Reinhart dahier ein Solches Institut in Karlsruhe. Alle prosperirn famos und sind bei letzterem 8 Leute
beschäftigt, die brav zu tun haben. Es ist ein eigenthümlicher Zufall, daß also eine Anzahl derartiger Institute Heidelberger ihr Entstehen zu verdanken haben.”
Die Privat-Post für Stadtbriefe “Hansa”, Arnold & Forster, Mannheim wurde also von dem Sohn Eugen des
Heidelberger Musikdirektors und Gründers der Anstalt “Privat-Brief-Verkehr” in Heidelberg Georg Arnold und dessen Partner Forster, nach Ueltzhöffer ein Vetter, gegründet und zwar am 26.
Dezember 1886.
Die treibende Kraft war sicher der Vater Georg, der schon am 11.11., also sechs Wochen davor zusammen mit vier anderen in
Leipzig den “Privat-Brief-Verkehr Arnold und Hasselbart gegründet hatte. Die vier brauchte er ihres Geldes wegen. Als das Unternehmen nach vier Monaten schloß, war Georg Arnold schon lange
ausgeschieden. Sein Vetter Edmund Arnold, ein ehemaliger Schauspieler in Mannheim, den er wegen seines Geldes überredet hatte, war um eine unbekannte Summe ärmer, Hasselbart verlor 12 bis 16.000
Mark, Hellinger 8.000 Mark und der ehemalige Tischlergeselle und Briefträger bei Kirchhoffer in Mannheim namens Pfeifer, den seine Kompagnons als Narren behandelt hatten, 2.500 Mark.
Die Heidelberger Firma ging anscheinend nicht schlecht bis Ende 1897, allerdings nur bis September 1892 unter Georg Arnold,
dann unter drei weiteren Besitzern aber immer lahmer. Arnold war auch Briefmarkenhändler und so verwundert es nicht, daß der Michel Privatpostmarken-Katalog allein 148 + 5 Hauptnummern für die
Briefmarken aufzählt und eine große Zahl von Ganzsachen, Streifbändern und Karten auf Privatbestellung bekannt sind. Allerdings bescheinigt ihm Georg Glasewald, ein sehr renommierter
Privatpost-Forscher, daß “alle in erster Linie für den Bedarf geschaffen und so verwendet worden sind” (Merkur 104, S. 5 (1957)). Christian Gottlieb Hérion, der in den 16 Monaten von
Oktober 1895 bis Januar 1897 mindestens 8 Privatpostanstalten gegründet, zum Laufen gebracht und alsbald wieder verkauft hat, war eine Zeitlang Partner von Arnold in Heidelberg seit dessen
Postgründung und aktivierte anscheinend sein Wissen, als die Verhältnisse für weitere Unternehmen besser waren.
Doch zurück nach Mannheim. Arnold schloß bereits nach zwei Wochen am 9. Januar 1887. Es kann sein, daß er nur eine schnelle
Mark im Geschäft mit Neujahrsgrüßen machen wollte. Vielleicht glaubte er aber auch, seit August mehr Erfahrung in Heidelberg gewonnen zu haben als Kirchhoffer seit Oktober in Mannheim und er in aus
dem Feld schlagen könne. Aber er erhielt ebenso wie sein Konkurrent einen kräftigen Dämpfer. Arnold reagierte schneller als Kirchhoffer und gab sofort auf. Forster ging zu Kirchhoffer und nahm wohl
einige Marken mit sich. Es gibt nämlich Hansa-Marken mit Stempeln des Privat-Post-Verkehrs.
Die Hauptmasse der Marken nahm Arnold mit nach Heidelberg, wo er sie im Jahr 1889 aufbrauchte (mit oder ohne Aufdruck G.
Arnold/Heidelberg), oder mit Gefälligkeitsstempeln seiner Anstalt versah (Doppelkreis mit Durchmesser 25 mm, Inschrift PRIV-BRIEF-BEF-ANSTALT).
Fazit bis hierher. Die beiden ersten Mannheimer Privatpostunternehmen gehörten zu den oben erwähnten 29 Anstalten, die zwischen
1886 und 1891 schlossen. Die Gründe waren die ebenfalls erwähnten: Mangelnde Sachkenntnis und Kapitalmangel während der Anfangsschwierigkeiten.
Der “Privat-Brief-Verkehr Kirchhoffer & Co.” kränkelte vom 1. Oktober 1886 bis zum 6. April 1887 dahin. Einige
anderen Gründungen Kirchhoffers kamen entweder wie in Mainz gar nicht zur Eröffnung oder teilten wie in Elberfeld-Barmen das Schicksal der Mannheimer Anstalt. Allerdings blühten die Frankfurter und
Kölner Stadtposten bis zum Ende aller Privatposten am 1. April 1900 und brachten August Kirchhoffer guten Gewinn.
Die “Privat-Post für Stadtbriefe Hansa” des Heidelbergers Georg Arnold, des Gründers des Heidelberger
“Privat-Brief-Verkehrs”, nahm gerade mal zwei Wochen lang am Weihnachtsgeschäft 1886 teil und ward nicht mehr gesehen. Jedenfalls nicht in Mannheim und nur noch bis zum Februar in
Leipzig. Aber in Heidelberg hielten sich Arnold bis 1892 und seine Nachfolger dann recht und schlecht bis 1897.
Dr. Jansjürgen Kessler, Mannheim im Dezember 1999
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