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Postwertzeichen-Sammler-Verein Mannheim e. V.

Der Flugplatz Mannheim und die frühe Flugpost

Der Artikel über Mannheim und die Flugpost im letzten Sammler-Echo war noch vom Zufall veranlaßt, der vorliegende ist das Resultat einer (noch nicht abgeschlossenen) Suche nach weiteren Erkenntnissen. Ausgewertet wurde folgende Literatur:

--Otto, Günter Katalog und Handbuch der deutschen Luftpost 1919 - 1932,
--Kohl, Roland Die Schweizerischen Flugpost-Zuschlagstaxen, eine in der 32. Fortsetzung immer 
  noch laufende Artikelserie der Zeitschrift  Postgeschichte(Zürich) und
--diverse Artikel zur Luftpost in der Zeitschrift Sammler-Woche der Jahrgänge 1926 bis 1931.
Die Hauptmenge der folgenden Informationen  stammt aus dem Luftpostkatalog, die Zeitschriftenartikel dienten zur Klärung und Ergänzung.

Der Katalog ist für die direkte Fragestellung nach der Flugpost in Mannheim zwischen 1919 und den dreißiger Jahren nicht übersichtlich genug eingerichtet. Er erschien in 14 Folgen mit zusammen 754 Seiten in der DDR in den Jahren 1972 bis 1986, und ist nach den Ereignissen jeweils eines Jahres geordnet. Er berichtet jeweils detailliert über neu eingerichtete Fluglinien bzw. Änderungen in bestehenden Linien, und zwar nur von solchen, die von der Reichspost für würdig befunden worden waren, Post zu befördern. Das konnte sich offenbar von Jahr zu Jahr, bzw. anfangs von Sommer zu Sommer ändern, vielleicht je nach Vertrauen zu den einzelnen Fluggesellschaften. Der Katalog enthält von Jahr zu Jahr auch je eine Rubrik über interessante Ereignisse, Bedingungen der Luftpostbeförderung und Postgebühren, eine Übersicht der Luftpoststempel und eine Katalogisierung der Flugpostbelege. Die Informationen über Luftpostlinien nach dem ersten Jahr ihres Bestehens sind sehr summarisch und unklar im Hinblick auf Termine, insbesondere auf Unterbrechungen des Flugverkehrs im Winter.

Um genauere Information über die Postbeförderung per Flugzeug von und nach Mannheim zu erhalten -der Katalog ist nur auf kurzen Abschnitten auch ein Zeppelinpostkatalog-, wurde er mehrfach umgeformt (ohne die unregelmäßige Zeppelinpost). Das Resultat ist die beigedruckte Tabelle über  Landeorte, die von Fluglinien direkt erreicht wurden, die in Mannheim Flugpost aufnahmen bzw. abgaben. Wenn der Katalog vollständig ist - das Gegenteil wurde durch die zusätzliche Literatur nicht wahrscheinlich gemacht - sollte die Tabelle alle Zeitdaten enthalten, die auf Mannheimer Abfertigungs- und Ankunftsstempeln  für Flugpost in den Jahren 1925 bis 1932 möglich waren. Das wissen vielleicht die Sammler von Erstflugbelegen zu schätzen. Sie werden im Gegenzug gebeten, eine Kopie ihrer Schätze für die Vereinssammlung zur Dokumentation zu stiften (Tel. 0621/793301). Ein Pluszeichen in der Tabelle steht für eine Erwähnung in einer Rubrik des Katalogs mit der Überschrift "Luftpostlinien, die schon in Vorjahren, ganz oder teilweise, mit oder ohne Unterbrechung in Betrieb waren".

Über Luftpost vor 1925 wurde im letzten Sammler-Echo einiges gebracht, das aus dem Katalog von Otto ergänzt werden kann. Die Badische Luftverkehrs G.m.b.H. in Baden-Oos (BALUG) betrieb die Linie Frankfurt-Mannheim-Karlsruhe-Lörrach nur wenige Wochen (11.11.1920 bis 3.1.1921), bis sie von den Franzosen verboten wurde ("Neutrale Zone"). Das Letzttagsdatum ist nicht der 14.1.1921, und der Endpunkt nicht Basel, wie man es dem Schweizer Luftpost-Katalog entnehmen mußte, der als Quelle gedient hatte.

Zwischen dem 4.1.1921 und dem 20.4.1925 gab es keine Luftlinie, die Mannheim berührte und offizielle Luftpost mit sich führte. 

Für die Jahre nach 1932 ist für Luftlinien aus der Schweiz festzustellen (derzeitiger, unvollständiger Kenntnisstand): Die Linie Genf-Zürich-Basel-Mannheim-Frankfurt-Essen-Amsterdam wurde 1933 vom
1.5. bis 31.10. und 1934 mit  Änderungen der Linienführung vom 1.1. bis 31.10. betrieben. Ab 1935 landeten die Schweizer nicht mehr hier und Mannheim wird auch nicht unter den Anschlußlinien erwähnt.

Dennoch wurde der Mannheimer Flugplatz noch weiterhin benutzt, auch von der Post. In der Amtlichen Kreisbeschreibung der Stadt- und Landkreise Heidelberg und Mannheim von 1966 findet man in Band 1, S.743 ein einschlägiges Zitat aus dem Statistischen Jahrbuch des Deutschen Reiches 1930-1938: Das Gewicht der abfliegenden Post war 1938 fast dreizehnmal höher als 1930. Nach dem Krieg war der  Flugplatz allerdings lange von den Amerikanern beschlagnahmt und wurde erst 1958 wieder als Landeplatz anerkannt.

Mannheim-Stempel-Sammler wissen, daß der Flugplatz Neuostheim während  der "Flugwoche" vom
30.5.- 6.6.1926 eingeweiht wurde. Wo aber landeten die Apparate der fünf Fluglinien, die schon 1925 Mannheim berührten und die Flugzeuge der BALUG 1920/21? Das war auf dem ehemaligen Sandhofener Luftschifferplatz im nördlichen Teil der Schönau, wo noch heute die Gondelstraße, die Ballonstraße, die Johann-Schütte-Strasse und die Parsevalstrasse an die luftige Vergangenheit erinnern. In das Gewann Schleim, auf dem der Flugplatz Neuostheim liegt, hatte man von 1919 bis 1924/25 mit E-Loks der Straßenbahn auf Spezialwagen Schlacken des Gaswerks und Müll gefahren, um die Geländeunterschiede der ehemaligen Neckarschlinge auszugleichen. Erst danach konnte der Platz als "Flughafen" benutzt werden.        

Das erste Flugzeug beim ersten Deutschen Überlandflug landete am 18.8.1910 auf dem Exerzierplatz, wo 8 Wochen vorher das erste Schaufliegen stattgefunden hatte. Beim ersten Deutschen Zuverlässigkeitsflug am Oberrhein vom 20. bis zum 26.5.1911 landete man vermutlich auf der Rennbahn, jedenfalls geschah das bei der "Ersten Deutschen Luftpost" am 19.5.1912. Die Zuverlässigkeitsflüge am Oberrhein wurden in den Folgejahren ausgeweitet und "Prinz-Heinrich-Flug" genannt. Am 17.5.1914 mußten die Rennwiesen als Kontrollstation überflogen werden. Das Doppeldecker-Flugzeug der Pfalzflugzeugwerke Speyer, das außer Passagieren auch "Offizielle Postkarten der amtlichen Luftpost Mannheim-Speyer am 17.Mai 1914" mit Sonderstempeln mit sich führte, startete und landete auf dem Rennplatz ebenso wie die Teilnehmer eines Schau- und Wettfliegens. 

Von den Luftfahrtunternehmen, die Fluglinien mit Landungen in Mannheim betrieben und Flugpost transportieren durften, wurde die Badische Luftverkehrs G.m.b.H. (BALUG) schon für  1920/21erwähnt. Ihre Flugpostlinien berührten 1925 Mannheim nicht mehr. Am 20.4.1925 begann der Deutsche Aero Lloyd (DAL) die Strecke Hamburg-Zürich mit Luftpost zu befliegen. Die Landeorte sind auf der Tabelle an diesem Erstdatum gut zu erkennen. Ab dem 14.7.1925 flog diese Gesellschaft auch Post auf der Strecke München-Stuttgart-Baden Baden-Mannheim.

Zusammen mit der Badisch-Pfälzischen Luftverkehrs A.G. tat sie das schon ab 18.6.1925 auf der sogenannten Schwarzwaldlinie Mannheim-Baden Baden-Villingen-Konstanz, an die ab dem 1.8.1925 auch Karlsruhe angeschlossen wurde. Zuletzt begann in diesem Jahr die schweizerische Gesellschaft Balair die Luftpostbeförderung nach Basel ohne Zwischenlandung ab dem 28.9.. Zwischen dem 20. und 31.10.1925 machte sie aber auch in Freiburg Station. 

Nach dem Krieg waren bis zu 30 verschiedene Gesellschaften entstanden, die den Luftpost- und Passagierverkehr bewältigten und die alle -mehr oder weniger unrentabel - Subventionen brauchten. Auf Druck des Staates schlossen sich die beiden größten, die Deutsche Aero Lloyd AG und die Junkers Luftverkehrs AG am 6.1.1926 zur Deutsche Luft Hansa AG (ab 1.1.1934 Lufthansa) (DLH) zusammen, die allerdings nicht sofort den ganzen Luftverkehr übernahm. Mit einer Ausnahme betrieb sie aber alle 1926 neu eingerichteten Luftpostlinien mit Mannheim als Landeplatz  allein. Es waren das

(1) ab   8.4.26 die Strecke Berlin-Halle-Erfurt-Frankfurt-Mannheim-Karlsruhe,

(2) ab 12.4.26  "      "       Hamburg-Hannover-Frankfurt-Mannheim-Stuttgart-Zürich,

(3) ab 12.4.26 "       "       München-Stuttgart-Baden Baden -Mannheim-Darmstadt,

(4) ab 19.4.26  "      "       Basel-Mannheim-Frankfurt-Köln-Düsseldorf-Amsterdam und  

(5) ab   1.5.26 die Schwarzwaldlinie inclusive Karlsruhe.

Nur auf der Hamburg-Zürich-Linie war zwischen Zürich und Stuttgart die schweizerische Ad Astra Aero(AAA) beteiligt. Ab 16.10.1926 wurde die unter (2) genannte Strecke mit Anschluß von Darmstadt bis Mannheim und die unter (4) genannte Strecke mit Anschluß von Karlsruhe bis Frankfurt im Winter in Betrieb erhalten.

Es ermüdet, den Otto-Flugpostkatalog in dieser Art weiter zu referieren und zeigt, wie hilfreich für philatelistische Zwecke die beigedruckte Tabelle als Zusammenfassung ist.  Episoden, wie oben Freiburg vom 20. bis 31.10.1925 können in der Tabelle übersehen worden sein. Wer Klärung braucht, kann unter 0621/793301 anrufen. Wegen des  Übergewichts der Deutsche Luft Hansa AG  sollen aber noch die Nordbayerische Verkehrsflug G.m.b.H. ab 1.5.1930 auf der neuen Linie Baden Baden-Karlsruhe-Mannheim-Wiesbaden-Köln-Düsseldorf und die Deutsche Verkehrsflug AG ab 1.5.1931 auf derselben Strecke verlängert bis Krefeld erwähnt werden.

Der Katalog der deutschen Luftpost von Günter Otto enthält  für die Erstfluglinien auch die geplanten  Ankunfts- und und Abflugzeiten. Bei  Interesse daran: Anruf unter der bereits genannten Nummer.

Ohne die Unterstützung durch die Bibliothek des Vereins für Briefmarkenkunde 1878 e.V. Frankfurt am Main hätte die vorliegende Ausarbeitung nicht zustande kommen können. Der Autor dankt dafür insbesondere den Herren Mette, Schürgers und Tiberius.

Mannheim

1925

1926

1927

1928

1929

1930

1931

1932

1933

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

- Amsterdam

 

19.04.-
15.10

+

23.04.-03.11.

+

+

+

+

 

- Bremen

20.04.-
30.09.

 

 

 

 

 

 

 

 

- Berlin

 

08.04.-
08.10.

 

 

 

 

 

 

 

- Baden-Baden

18.06.-
31.10.

12.04.-
12.10.

01.05.-
30.09.

01.05.---

--31.10.

01.05.-
14.09.

01.05.
31.10.

 

 

- Basel

28.09.-
31.10.

19.04.---

------------

--03.11.

+

+

+

+

 

- Düsseldorf

 

19.04.-
15.10.

19.04.---

------------

--31.10.

01.05.-
14.09.

01.05.-
31.10.

02.05.---

--28.02.

- Darmstadt

 

12.04.---

---31.12.

23.04.--

--31.10.

+

01.05.-
30.09.

+

 

- Dortmund

20.04.-
30.09.

 

 

 

 

 

 

 

 

- Erfurt

 

08.04.-
08.10.

 

 

 

 

 

 

 

- Essen

 

+

19.04.-
17.10.

23.04.---

--31.10.

+

+

02.05.---

---28.02.

- Frankfurt

20.04.-
30.09.

08.04.---

------------

------------

---31.10.

+

01.05.-
30.09.

02.05.---

---28.02.

Freiburg

20.10.-
31.10.

 

 

 

 

 

01.05.-
30.09.

+

 

- Genf

 

 

 

23.04.-
13.10.

+

+

+

+

 

- Gießen

 

 

 

Winter---

---31.10.

 

01.05.-
30.09.

 

 

- Halle

 

08.04.-
08.10.

 

 

 

 

 

 

 

- Hamburg

20.04.-
30.09.

12.04.---

---31.12.

06.02.-
15.04.

 

 

 

 

 

- Hannover

 

12.04.---

---31.12.

06.02.-
15.04.

Winter-
31.10.

 

 

 

 

- Karlsruhe

01.08.-
15.10.

08.04.---

---15.10.

01.05.---

---31.10.

01.05.-
14.09.

01.05.-
31.10.

+

 

- Köln

 

19.04.-15.10.

19.04.---

------------

---31.10.

01.05.-
14.09.

01.05.-
31.10.

02.05.---

---28.02.

- Krefeld

 

 

 

 

 

 

01.05.-
31.10.

02.05.---

---28.02.

- Kassel

 

 

 

Winter---

--31.10.

 

 

 

 

- Konstanz

18.06.-
15.10.

01.05.-
30.09.

01.05.-
30.09.

01.05.---

---31.10.

+

01.05.-
30.09.

 

 

- München

14.07.-
31.10.

12.04.-
12.10.

17.10.-
05.11.

06.02.-
15.04.

 

 

01.05.-
31.10.

 

 

- Stuttgart

20.04.-
31.10.

12.04.-
16.10.

19.04.-
05.11.

06.02.---

---31.10.

+

+

 

 

Saarbrücken

 

 

 

 

 

 

01.05.-
31.10.

+

 

- Villingen

18.06.-
15.10.

01.05.-
30.09.

01.05.-
30.09.

01.05.---

---31.10.

+

 

 

 

- Wiesbaden/
Mainz

 

 

 

 

 

01.05.-
14.09.

01.05.
31.10.

02.05.---

---28.02.

- Zürich

20.04.-
30.09.

12.04.-
16.10.

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Hans-Jürgen Kessler, Mannheim